Swiss Olympic Forum 2025: Die Schweizer Sportfamilie denkt die Sportförderung neu

Am Swiss Olympic Forum 2025 tauschten sich gestern und heute in der neuen Festhalle Bern rund 540 Vertreterinnen und Vertreter von Schweizer Sportverbänden über die Zukunft der Sport- und Bewegungsförderung aus – und erhielten dabei auch Besuch vom neuen Sportminister, Bundesrat Martin Pfister. Zudem genehmigten die Verbandsleitenden die Jahresrechnung 2024 des Dachverbands Swiss Olympic.

Wie muss sich der Schweizer Sport weiterentwickeln, um auch in Zukunft den grösstmöglichen Nutzen für die Gesellschaft zu erzielen? Mit dieser Leitfrage beschäftigt sich das Projekt «Sport- und Bewegungsförderung 2040», das Swiss Olympic und das Bundesamt für Sport BASPO gemeinsam lanciert haben. Die Erkenntnisse daraus werden die Leitlinien für die Schweizer Sportförderung der Zukunft bilden, weshalb das Projekt eine breite Partizipation vorsieht. Während das BASPO die öffentlich-rechtliche Seite vertritt und auch Kantone und Gemeinden involviert, bringt Swiss Olympic die Interessen, Kenntnisse und Erfahrungen des privatrechtlich organisierten Sports – also vor allem der Verbände und Vereine – ein. So stand das 6. Swiss Olympic Forum, das gestern und heute in der neuen Festhalle in Bern stattfand, ganz im Zeichen dieser Sport- und Bewegungsförderung der Zukunft.

Rund 540 leitende Funktionsträgerinnen und -träger aus den Mitgliedsverbänden und Partnerorganisationen von Swiss Olympic fanden sich zu diesem alle zwei Jahre stattfindenden Treffen der Schweizer Sportfamilie zusammen. Als Rahmen dieser Diskussionen dienten dabei acht Wirkungsbereiche, welche die Führungsgremien von Swiss Olympic und BASPO in diesem Frühjahr definiert hatten, in denen der Sport seine gesellschaftliche Wirkung in der Gesellschaft entfalten. Diese sogenannten Werteströme umfassen etwa die Persönlichkeitsbildung junger Menschen, gesundheitliche Aspekte und die Leistungsfähigkeit. Zudem geht es um Themen wie Innovation, Wertschöpfung oder sozialer Zusammenhalt.

«Erfolgreich wie selten»
«Der Schweizer Sport ist international erfolgreich wie selten», sagte Ruth Metzler-Arnold, die Präsidentin von Swiss Olympic, in ihrer Eröffnungsrede am Mittwoch. Aber auch der Erfolg bringe Herausforderungen mit sich. «Dass beispielsweise Kinder keinen Sport ausüben aus Mangel an Sportinfrastrukturen oder weil Ehrenämter nicht besetzt sind, darf nicht sein», mahnte Ruth Metzler-Arnold. Deshalb seien neue Modelle und Denkweisen gefragt, und damit auch Mut, Altbewährtes weiterzuentwickeln, sowie das eine oder andere zu hinterfragen. Zudem müsse der Sport auch den gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung tragen.

Am heutigen zweiten Forumstag liess es sich auch der neue Sportminister, Bundesrat Martin Pfister nicht nehmen, die Teilnehmenden persönlich zu begrüssen. In seiner Rede sprach er unter anderem von der Kraft von Grossanlässen und von den Anstrengungen für ethisch wertvollen Sport: «Die Schweiz erhält viel Anerkennung für ihren Umgang mit Missständen im Sport, die unabhängige Meldestelle Swiss Sport Integrity ist im Ausland ein Vorzeigebeispiel. Ich unterstütze diese Anstrengungen ohne jeden Vorbehalt», sagte Bundesrat Martin Pfister.

So bot das Swiss Olympic Forum zahlreiche Erkenntnisse und Inputs, die nun im Projekt «Sport- und Bewegungsförderung 2040» weiterverarbeitet werden können. Im Lauf des Jahres 2025 werden Expertinnen und Vertreter relevanter Partnerorganisationen Schwerpunkte, Stossrichtungen und Massnahmenpläne für die Sportförderung bis ins Jahr 2040 entwickeln, die auch Megatrends in Gesellschaft, Umwelt, Technik und Wissenschaft miteinbeziehen. Die Resultate dieser Arbeiten sollen Ende 2025 vorliegen und dem Exekutivrat von Swiss Olympic und Bundesrat unterbreitet werden.

Verbandsleitungskonferenz: Fast 87 Millionen Franken für die Mitglieder
Im Rahmen des Forums hielt Swiss Olympic auch die Verbandsleitungskonferenz ab, an der die Delegierten der Sportverbände und Partnerorganisationen die Jahresrechnung 2024 von Swiss Olympic genehmigten. Diese weist bei Einnahmen in der Höhe von 129,4 Millionen und Aufwänden von 131,2 Millionen ein Defizit von 1,8 Millionen Franken aus. Damit schliesst die Rechnung 2024 rund 3 Millionen Franken besser ab als im Vorjahr, obwohl im Rahmen der Übergabe der Disziplinarkammer für Dopingfälle an die neue Stiftung Schweizer Sportgericht ein Mehraufwand von knapp einer Million zu Buche schlug. Gemäss Betriebsergebnis überwies der Dachverband des Schweizer Sports 2024 im Rahmen der jährlichen Verbandsförderung 86,5 Millionen Franken an die Sportverbände und Partnerorganisationen. Somit erhielten die Mitglieder 2024 fast 18 Millionen Franken mehr als im Vorjahr, was vor allem auf die Covid-Revitalisierungspakete des Bundes sowie zusätzliche Gelder der Stiftung Sportförderung Schweiz für spezifische Förderprojekte zurückzuführen ist.

Ein Blick zurück zeigt, dass es Swiss Olympic in den vergangenen Jahren gelungen ist, die Beiträge an die Verbände kontinuierlich zu erhöhen – von 18 Millionen Franken im Jahr 2010 auf die erwähnten knapp 86 Millionen im letzten Jahr. Neben den Beiträgen an die Mitglieder unterstützte Swiss Olympic unter anderem die Sporthilfe und die Stiftung Swiss Sport Integrity mit 9,2 beziehungsweise 3,4 Millionen Franken. Die detaillierte Jahresrechnung findet sich im Jahresbericht 2024 von Swiss Olympic, der auf der Website aufgeschaltet ist.

Projekt Winterspiele 2038: Gespräche mit möglichen Austragungsorten
Informiert wurde an der VLK auch über den Stand einer möglichen Durchführung von European Championships 2030 in der Schweiz. Dabei kommt es zu einem «Marschhalt», wie Nora Willi, Exekutivratsmitglied von Swiss Olympic und Mitglied im Lenkungsausschuss zu ECS 2030 sagte. Hintergrund ist, dass sich aus den Verhandlungen zwischen den Rechteinhabern der European Championships einerseits und European Athletics, European Aquatics und European Gymnastics andererseits keine tragfähige Lösung ergab. «Der Lenkungsausschuss hat daher entschieden, dass das Projekt eine grundlegende Neuausrichtung benötigt», sagte Nora Willi. In den nächsten Wochen werde sowohl das Sportprogramm wie auch das Veranstaltungsformat und die Organisationsstruktur hinterfragt und gegebenenfalls angepasst. «Dies weiterhin mit dem klaren Ziel, 2030 einen Multisportevent in der Schweiz auszutragen.»

Positiver präsentieren sich die Arbeiten des Vereins «Olympische und Paralympische Winterspiele Schweiz 2038». Frédéric Favre, seit 1. Mai 2025 CEO des Vereins, berichtete vom neusten Stand des «Privilegierten Dialogs», in welchem das IOC der Schweiz bis 2027 einen exklusiven Dialog garantiert. Aktuell stehen dabei die Themen Finanzen, Garantien, juristische Strukturen sowie der Venue Master Plan im Fokus. Gleichzeitig werden Gespräche mit potenziellen Austragungsorten geführt, um die konkrete Machbarkeit des dezentralen Ansatzes mit über die Schweiz verteilten Venues zu analysieren.

15.
Mai
2025