Ethik-Projekt abgeschlossen – nun liegt der Ball beim Sport

Das Projekt «Ethik im Schweizer Sport» hat in den letzten drei Jahren Grundlagen und Instrumente für einen wertvollen Sport erarbeitet und ein gemeinsames Verständnis geschaffen. Mit dem verabschiedeten Schlussbericht hat der Exekutivrat von Swiss Olympic das Projekt nun formal abgeschlossen – und appelliert an alle Akteure im Schweizer Sport, den gespurten Weg gemeinsam weiterzugehen.

Im November 2021 hatten Swiss Olympic und das Bundesamt für Sport BASPO gemeinsam das Projekt «Ethik im Schweizer Sport» initiiert, um ethische Grundsätze im Sportsystem zu stärken und verbindlicher umzusetzen. Nach der Einführung von Sofortmassnahmen wie der unabhängigen Meldestelle Swiss Sport Integrity im Januar 2022 lag der Fokus in der ersten Projektphase ab 2023 in der Entwicklung eines gemeinsames Ethik-Verständnisses, aus welchem auch die Revision der Sportförderungsverordnung hervor ging. In der zweiten Phase wurden dann die Strukturen optimiert und Bildungsangebote aufgebaut. Nun hat der Exekutivrat von Swiss Olympic den Schlussbericht verabschiedet und das Projekt planmässig abgeschlossen. Die Verantwortung für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Massnahmen geht damit in den Regelbetrieb von Swiss Olympic und der Sportorganisationen über.

Ruth Metzler-Arnold, Präsidentin von Swiss Olympic, sagt: «Das Projekt war zukunftsweisend und trägt bereits Früchte. Die Arbeit ist nicht getan, kann nun aber mit einem gemeinsamen Verständnis, nützlichen Hilfsmitteln und unterstützenden Strukturen erfolgen. Menschen und Organisationen werden befähigt, ethische Verantwortung wahrzunehmen und ihre Rolle im Sportsystem aktiv mitzugestalten.» Der Exekutivrat von Swiss Olympic selbst sei sich dieser Verantwortung bewusst und fordere alle Akteure und insbesondere die Führungskräfte im Schweizer Sport auf, diesen vorgespurten Weg nun gemeinsam und langfristig zu bestreiten, um Verhaltensänderungen zu bewirken und eine Organisationsentwicklung zu sichern.

Wie der Schlussbericht zeige, treten Ethik-Vorfälle selten isoliert auf, sondern als Teil einer bestimmten Kultur oder eines Systems. «Es ist leicht, Einzelpersonen für Grenzverletzungen verantwortlich zu machen – entscheidend ist jedoch, dass die Führungskräfte den Kontext erkennen und Verantwortung übernehmen», betont Ruth Metzler-Arnold.

27'000 Menschen nutzen den Ethik-Kompass

Das System «Wertvoller Sport», das Swiss Olympic im Rahmen des Projekts gemeinsam mit dem Bundesamt für Sport BASPO entwickelt hat, nimmt sowohl die Menschen als auch die Sportorganisationen in die Verantwortung und hat Hilfsmittel erarbeitet. Die zwei zentralen Instrumente sind der Ethik-Kompass und der Ethik-Check. Während der digitale Kompass den Menschen hilft, ihre Haltung und ihr Verhalten zu reflektieren, unterstützt der Ethik-Check Organisationen dabei, ihre Prozesse und Strukturen zu prüfen und verbessern. Der Ethik-Kompass vermittelt ein komplexes Thema anhand konkreter Situationen mit Risikoeinschätzungen und Handlungsempfehlungen und zählt aktuell bereits rund 27'000 aktive Userinnen und User.

«Diese Zahlen freuen uns und bestätigen auch den Wert der sehr breit abgestützten Projektarbeit», sagt Samuel Wyttenbach, Projektleiter bei Swiss Olympic. So haben mehr als 480 involvierte Personen in 17 Arbeitsgruppen und 83 Workshops mit den Sportverbänden die Grundlagen für ein gemeinsames Verständnis gelegt. «Überhaupt haben wir im Projektteam mit Freude festgestellt, dass das Bekenntnis für ethisch wertvollen Sport weit verbreitet ist.»

Verbindlich verankert hat Swiss Olympic dieses Bekenntnis unter anderem im neuen Branchenstandard für den Schweizer Sport, welcher die Erwartungen an Sportorganisationen bündelt. Ergänzend dazu definiert das Ethik-Statut individuelle Verhaltensregeln. Ausserdem fliessen die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse auch in die aktuelle Revision des Verbandsfördermodells.

Eine zentrale Erkenntnis ist laut Schlussbericht, dass die flächendeckende Veränderung Zeit und Ressourcen braucht – und dass Vielfalt und Inklusion diesen Wandel beschleunigen. Gleichzeitig warnt Projektleiter Samuel Wyttenbach: «Es besteht immer auch die Gefahr einer Gegenreaktion. Dem kann mit einer nachhaltigen Verankerung von Ethik im Sport entgegengewirkt werden.» Der Schlussbericht empfiehlt den Verantwortlichen entsprechend, regelmässige Risikoanalysen durchzuführen und bei Missständen konsequent zu handeln. Zudem sollen Möglichkeiten geprüft werden, um gezielt die Vereine zu unterstützen und insbesondere die Trainerinnen und Trainer zu stärken.

24.
April
2025