Im kurzen Dokumentarfilm «The Resilience Run» erzählt die 28-jährige Leichtathletin Coralie Ambrosini sehr persönlich von ihren Essstörungen und deren Folgen.
Im kurzen Dokumentarfilm «The Resilience Run» erzählt die 28-jährige Leichtathletin Coralie Ambrosini sehr persönlich von ihren Essstörungen und deren Folgen.

Weit verbreitet, wenig beachtet: Swiss Olympic lanciert Kampagne zum Energiedefizit REDs

Im Rahmen des Projekts «Frau und Spitzensport» startet Swiss Olympic eine Sensibilisierungskampagne zu einem im Spitzensport noch immer tabuisierten Thema: dem relativen Energiedefizit-Syndrom, auch REDs genannt. Die Leichtathletin Coralie Ambrosini spricht ihre Essstörung und Depression in einem kurzen Dokumentarfilm mutig an. Weitere Videos, Podcast-Folgen und Infomaterialien stehen ebenfalls zur Verfügung, um den Schweizer Sport bestmöglich zu informieren und sensibilisieren – damit Leistung nicht auf Kosten der Gesundheit geht.

Ein relatives Energiedefizit-Syndrom im Sport – oder REDs (aus dem Englischen «Relative Energy Deficiency in Sport») – tritt auf, wenn die Kalorienzufuhr einer Sportlerin oder eines Sportlers wiederholt den erhöhten Gesamt-Energieverbrauch nicht deckt. Häufig ist eine Essstörung die Ursache. Dieser Energiemangel kann zu hormonellen Störungen, Verminderung der Knochendichte, Ausbleiben der Menstruation sowie zu weiteren Gesundheitsproblemen führen und sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Und das Phänomen ist nicht selten: Internationale Studien schätzen, dass 30 bis 50 Prozent der Spitzensportlerinnen zumindest phasenweise Symptome von REDs aufweisen, manchmal auch unbewusst.

In einer neuen Kampagne seines Projekts «Frau und Spitzensport» will Swiss Olympic daher dieses weit verbreitete, aber noch zu wenig priorisierte Thema in den Vordergrund rücken. «Mit der Kampagne wollen wir sichtbar machen, was lange unsichtbar blieb», sagt Ewa Haldemann, Projektleiterin «Frau und Spitzensport» bei Swiss Olympic. «REDs ist ein ernstzunehmendes Signal des Körpers, das wir im System Leistungssport besser antizipieren, verstehen, begleiten und vor allem verhindern müssen.»

“Mit der Kampagne wollen wir sichtbar machen, was lange unsichtbar blieb. REDs ist ein ernstzunehmendes Signal des Körpers, das wir im System Leistungssport besser antizipieren, verstehen, begleiten und vor allem verhindern müssen. ”
- Ewa Haldemann, Projektleiterin Frau und Spitzensport bei Swiss Olympic

Besonders betroffen sind ästhetisch geprägte Sportarten, Ausdauersportarten und solche, in denen Gewichtsklassen relevant sind. Athletinnen sind deutlich häufiger betroffen als Athleten, zumal biologische, kulturelle und strukturelle Faktoren zusammenwirken. So benötigen Frauen tendenziell mehr Energie pro Kilo Körpergewicht, um grundlegende Körperfunktionen aufrechtzuerhalten, insbesondere wegen hormoneller Prozesse. Hinzu kommen Schönheitsideale und die generalisierte Annahme, dass ein geringeres Körpergewicht die Leistungsfähigkeit steigert. Das kann bei einem anfänglichen Gewichtsverlust tatsächlich der Fall sein, führt aber schnell in einen gefährlichen Teufelskreis mit zunehmend verzerrter Eigenwahrnehmung. Viele Athletinnen leiden still und zu lange – aus Angst vor Stigmatisierung, Leistungsdruck oder Unwissenheit. Deshalb ist die Aufklärung zentral.

Eine Athletin, die das Tabu bricht

Um neues, fundiertes Wissen zu vermitteln, konkrete Hilfsmittel anzubieten und Tabus rund um das REDs zu brechen, hat Swiss Olympic verschiedene Kommunikationsmassnahmen auf seinen Online-Kanälen geplant. Im kurzen Dokumentarfilm «The Resilience Run» erzählt die 28-jährige Leichtathletin Coralie Ambrosini sehr persönlich von ihren Essstörungen und deren Folgen. «Sportlerinnen und Sportler wie Coralie Ambrosini, die REDs offen ansprechen, geben diesem Syndrom ein Gesicht und eine Stimme. Ihr Mut kann andere motivieren und auf eine sehr nahbare Art Bewegung in ein komplexes Thema bringen», sagt Ewa Haldemann. Ein Video aus der Serie «MUT zum Gespräch» mit Hürdenläuferin Meret Baumgartner und ihrem Trainer Adrian Rothenbühler befasst sich zudem mit dem Thema Gewichtsmanagement.

Ebenfalls neu verfügbar sind zwei Podcast-Folgen zum Thema REDs: eine auf Französisch mit Coralie Ambrosini und eine auf Deutsch mit der Sportpsychologin Cristina Baldasarre. Darüber hinaus stellt Swiss Olympic in seinem Webdossier «Frau und Spitzensport» neue Factbooks zur Verfügung: eines mit praktischen Tipps für ein optimales Energiemanagement und eines zum Gewichtsmanagement von Athletinnen.

“Sportlerinnen und Sportler wie Coralie Ambrosini, die REDs offen ansprechen, geben diesem Syndrom ein Gesicht und eine Stimme. Ihr Mut kann andere motivieren und auf eine sehr nahbare Art Bewegung in ein komplexes Thema bringen”
- Ewa Haldemann, Projektleiterin Frau und Spitzensport bei Swiss Olympic
06.
Juni
2025