Keystone-SDA
24.
November
2023

Der Schweizer Sport steht hinter Olympia-Plänen

In Anwesenheit von Bundesrätin Viola Amherd haben sich die Mitglieder von Swiss Olympic an der Versammlung des Sportparlaments einstimmig für die Weiterführung des Olympia-Projekts Switzerland 203x ausgesprochen. Zudem wurden weitere Weichen für die Zukunft des Schweizer Sports gestellt.

Es ist viel Bewegung und Energie im Schweizer Sport. Davon zeugte die 27. Versammlung des Sportparlaments, dem obersten Organ von Swiss Olympic, die heute Nachmittag im Haus des Sports in Ittigen b. Bern abgehalten wurde. Die wichtigsten Informationen und Entscheide aus dem Sportparlament 2023 auf einen Blick:

  • Volle Zustimmung für Winterspiele in der Schweiz: Die Delegierten der olympischen Sportverbände haben ein starkes Zeichen für den Schweizer Sport ausgesendet. Einstimmig haben sie sich für die Weiterführung des Projekts Switzerland 203x ausgesprochen, das dezentrale Olympische und Paralympische Winterspiele 2030 (oder 2034) in der Schweiz vorsieht. Das bedeutet, dass Swiss Olympic mit dem Internationalen Olympischen Komitee IOC nun in die finale Dialogstufe für die Austragung dieser Winterspiele treten kann, falls das IOC dem ebenfalls zustimmt.
  • Stiftung Schweizer Sportgericht folgt auf Disziplinarkammer: Das Sportparlament hat der Gründung einer nationalen Stiftung zugestimmt, die die Aufgaben der bisherigen Disziplinarkammer des Schweizer Sports übernehmen wird. Dies geschieht zur effizienteren und unabhängigeren Bewältigung der neuen Anforderungen im Bereich Ethik, ohne die bewährte Praxis im Bereich Doping zu schwächen.
  • Neuer Rekordbeitrag für Schweizer Sport: Die Stiftung Sportförderung Schweiz, welche neu für die Auszahlung der Lotteriegelder nach angepasstem System zuständig ist, konnte Swiss Olympic den Rekordbeitrag von Fr. 58,4 Mio. übergeben. Ausführlichere Informationen dazu folgen in einer Mitteilung am kommenden Montag.
  • Budget 2024 genehmigt: Das verabschiedete Budget von Swiss Olympic sieht für 2024 bei Einnahmen von rund Fr. 127 Mio. und Ausgaben von Fr. 130 Mio. ein Defizit von rund Fr. 3,7 Mio. vor.
  • Thaibox-Verband neues Mitglied von Swiss Olympic: Die Delegierten haben beschlossen, die Swiss Muaythai League als 83. und neusten nationalen Sportverband im Dachverband Swiss Olympic aufzunehmen. Die Swiss Muaythai League repräsentiert das Thaiboxen in der Schweiz. Darüber hinaus wurde die Aufnahme von drei neuen Partnerorganisationen bestätigt.

Ehe sich die Versammlung mit Zukunftsfragen befasste, lancierte Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl das Sportparlament mit einem Rückblick auf das bisherige Sportjahr: «Swiss Made bleibt auch im internationalen Sport ein Qualitätslabel», sagte Stahl. In seiner Bilanz erwähnte er 43 EM- und 57 WM-Medaillen, die Schweizer Athletinnen und Athleten bis Mitte November in den von Swiss Olympic eingestuften Sportarten gewonnen haben – unter anderem bei der heimischen Bob- und Skeleton-WM in St. Moritz, der Biathlon-EM Lenzerheide oder der OL-WM in Laax. Eine starke Sportschweiz und viel Bewegung stellte auch Viola Amherd fest: «Der Schweizer Sport ist auf gutem Weg. Unser grosser und gemeinsamer Einsatz für einen erfolgreichen und sauberen Sport lohnt sich», sagte die Bundesrätin und Sportministerin vor den Delegierten der nationalen Sportverbände und Partnerorganisationen von Swiss Olympic.

Ein eindeutiges Votum für Olympische Spiele in der Schweiz

In Bewegung bleibt mit dem heutigen positiven Entscheid dieser Delegierten auch das Projekt Switzerland 203x, das Olympische und Paralympische Winterspiele nach neuem Konzept im Jahr 2030 (oder 34) in der Schweiz vorsieht – dezentral auf bestehenden Anlagen im ganzen Land, und damit so ressourcenschonend wie möglich. Das Sportparlament stimmte dem Antrag des Exekutivrats zu, mit dem Internationalen Olympischen Komitee IOC in die finale Dialogstufe für die Austragung solcher Winterspiele einzutreten, um die Kandidatur beidseitig vertieft zu prüfen. «Die Delegierten der olympischen Sportverbände setzen damit ein starkes Zeichen zugunsten eines Projekts, das einerseits für den Schweizer Sport als Ganzes, andererseits für die Gesellschaft in unserem Land wichtige Impulse setzen kann», sagt Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl.

Der Entscheid fiel einstimmig aus. Somit erhält die Idee von Olympischen und Paralympischen Winterspielen in der Schweiz nach der grundsätzlichen Zustimmung der Bevölkerung (gemäss repräsentativer Umfrage) und der Politik auch die so wichtige Legitimation aus dem Sport. Auch Bundesrätin Viola Amherd stellte sich hinter das Projekt: «Ich sehe darin eine grosse Chance für die Schweiz wie auch für die Olympische Bewegung.» 

Ob die Schweiz in diesen sogenannten «gezielten Dialog» (targeted dialogue) aufgenommen wird, entscheidet das IOC Ende November. Vorantreiben soll das Projekt künftig ein neu gegründeter Verein mit Vertreterinnen und Vertretern von Swiss Olympic und den Wintersportverbänden, der im Co-Präsidium von Ruth Wipfli Steinegger (Vizepräsidentin Swiss Olympic) und Urs Lehmann (Präsident Swiss-Ski) geleitet wird. Die beantragten Mittel für diesen Verein und seine Aufgaben, rund 2,1 Millionen Franken, haben die Delegierten, auch jene der nicht-olympischen Sportverbände und Partnerorganisationen, ebenfalls einstimmig freigegeben. Die Vergabe der Winterspiele 2030 und 2034 durch das IOC ist im nächsten Sommer geplant.

Weiterverfolgt wird auch das Projekt, die European Championships in der Schweiz auszutragen. Swiss Olympic hat gegenüber den Sommersportverbänden ein entsprechendes Bekenntnis abgegeben. Das angestrebte Austragungsjahr hängt vom Olympia-Projekt ab – in Frage kommen aktuell ebenfalls 2030 oder 34, beide Anlässe im gleichen Jahr durchzuführen, ist keine Option.

Neues Sportgericht ab dem 1. Juli 2024

Weichen gestellt hat das Sportparlament auch in juristischen Fragen der Gegenwart. Die Versammlung hat sich für die Gründung einer neuen nationalen und unabhängigen Stiftung ausgesprochen, die die bisherige Disziplinarkammer des Schweizer Sports ablösen wird. Diese neue Stiftung Schweizer Sportgericht ist eine Reaktion auf die gestiegenen Ansprüche und Fallmengen infolge des neuen Ethik-Statuts. Hatte die Disziplinarkammer als Organ von Swiss Olympic bislang über Sanktionen oder Freisprüche in Dopingverfahren entschieden, ist sie seit Start der Melde- und Untersuchungsstelle Swiss Sport Integrity 2022 zusätzlich für Beurteilungen mutmasslicher Ethikverstösse zuständig. Mit der neuen Stiftung Schweizer Sportgericht, die per 1. Juli 2024 gegründet werden soll, können diese Ethik-Fälle künftig schneller, fachspezifischer und unabhängiger behandelt werden. Die Ernennung der Richterinnen und Richter liegt nicht mehr in der Kompetenz des Sportparlaments, sondern eines Stiftungsrates. Dieser wiederum soll vom Sportparlament gewählt werden. Die Delegierten der nationalen Sportverbände und Partnerorganisationen haben einer entsprechenden Anpassung der Statuten zugestimmt.

Neu aufgenommen im Kreis der Mitgliedsverbände von Swiss Olympic wurde die Swiss Muaythai League. Der 2012 gegründete Verband vertritt das Thaiboxen in der Schweiz und betreibt seit 2013 die Swiss Muaythai League. Als neue Partnerorganisationen bestätigt wurden der Verband Schweizer Sportartikel-Lieferanten SPAF, die Organisation sporti{f}, die sich für die Anerkennung von Frauen im Sport einsetzt, sowie swiss active, die Interessengemeinschaft der Fitnesscenter. Damit umfasst der Dachverband Swiss Olympic neu 83 nationale Sportverbände und 30 Partnerorganisationen.

Das vom Sportparlament genehmigte Budget von Swiss Olympic für 2024 rechnet bei einem Gesamtertrag von 126,7 Millionen Franken mit einem Defizit von rund 3,7 Millionen. In Olympia-Jahren wie 2024 (Sommerspiele in Paris) entsprechen Defizite der Norm, hinzu kommen unter anderem ausserordentliche Ausgaben in gesellschaftspolitischen Engagements. Von den budgetierten Einnahmen von knapp 127 Millionen Franken fliessen 92 Mio. direkt an die Mitgliedverbände, rund 9 Mio. an die Sporthilfe und 3,5 Mio. an Swiss Sport Integrity weiter. 

Bernhard Koch nach 11 Jahren aus Exekutivrat verabschiedet

Mit der Auflösung der Sport-Toto-Gesellschaft endete auch die Amtszeit von dessen langjährigem Präsidenten Bernhard Koch im Exekutivrat von Swiss Olympic. Während 11 Jahren prägte Koch die Geschicke des Schweizer Dachverbands in dessen strategischer Leitung mit. «Bernhard Koch war ein hoch geschätztes Mitglied in unserem Gremium und sein Einsatz für den Schweizer Sport enorm», würdigte Jürg Stahl die Arbeit Kochs. Die anderen Mitglieder des Exekutivrates bleiben im Amt. Für Präsident Jürg Stahl beginnt nun aufgrund der Amtszeitbeschränkung das letzte Jahr im Exekutivrat.